Projekt Telepflege

Televersorgung

Unser Ziel ist die Vernetzung von professionellen Akteur:innen sowie die Bereitstellung von Leistungen für Bürger:innen seitens der professionellen Anbieter durch Televersorgung. ​

Televersorgung (Logo)

Übersicht

  • Möglichkeiten der Televersorgungsstrukturen in Kommunen mit Praxisbericht TELAV
  • Besonders interessant für Gestalter:innen und Entscheider:innen im Sozialraum und der (kommunalen) Daseinsvorsorge
  • Ansprechpartnerin
    Melanie Philip

Televersorgungskonzepte vernetzen professionelle Akteur:innen und die Bereitstellung von Leistungen für Bürger:innen seitens der professionellen Anbieter durch Televersorgung auf kommunaler und überregionaler Ebene.

Zukünftig werden immer weniger Fachkräfte im Rahmen der medizinisch-pflegerischen Versorgung einer immer größer werdenden Gruppe an pflegebedürftigen und multimorbiden Menschen gegenüberstehen. Gleichzeitig reduziert sich die familiäre Unterstützung und das informelle Pflegepotential aufgrund der aktuellen soziodemografischen Entwicklung.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, müssen seitens der Kommunen (digitale) Lösungen entwickelt werden, die Unter- und Mangelversorgungen verhindern oder im ersten Schritt abschwächen.

Digitale Telepflegekonzepte ermöglichen es Versorgungsstrukturen und Leistungsangeboten im Rahmen der gesetzlich verpflichtenden sozialen und medizinisch-pflegerische Daseinsvorsorge strukturiert und bedarfsorientiert zu ermitteln, planen und umzusetzen. Ressourcen können dadurch eingespart bzw. optimiert werden

Televersorgung als Konzept fokussiert dabei die Vernetzung der Akteur:innen bzw. Beteiligten der regionalen Gesundheitsbranchen und unterstützt Kommunen u.a. bei der Erstellung von verpflichtenden strukturierten örtlichen Pflegeberichte, der Erfassung von Unter- oder Überversorgungen sowie der Sicherstellung einer den örtlichen Anforderungen entsprechenden notwendiger pflegerischer Versorgungsstrukturen.

Ablauf eines Televersorgungskonzepts in einer Kommune

Ein Televersorgungskonzept leitet Kommunen bei der Anpassung und Veränderung relevanter kommunaler Kommunikations- und Arbeitsprozesse im Gesundheitswesen an. Vernetzte soziale und medizinische Leistungs- und Beratungsangebote werden durch den Einsatz digitaler Anwendungen und Strukturen systematisch bewertet und angepasst.

Die Umsetzung erfolgt dabei prozesshaft und orientiert sich an konkreten Arbeitsschritten:

  1. Erhebung und Analyse: Die kommunale Versorgungslandschaft wird im Handlungsfeld Gesundheit analysiert, d.h. die kommunalen Spezifika herausgearbeitet und die wichtigsten Akteur:innen zusammengebracht.​
  2. Ziele und Erwartungen definieren: Bedarfe vor Ort werden identifiziert und (digitale) Lösungsansätze gemeinsam entwickelt.​
  3. Die entwickelten Lösungen werden implementiert.
  4. Neue Ansätze werden öffentlichkeitswirksam begleitet und evaluiert. So wird die Akzeptanz erhöht und Verbesserungspotenziale aufgedeckt.

Wichtig dabei: Die digitale Vernetzung und Kommunikation verändern Prozesse und Arbeitsabläufe im Gesundheitswesen. Diese Veränderungsprozesse aufseiten der Einrichtungen sollten intensiv begleitet werden.

Hinweise zur Erhebung & Analyse

Zunächst muss die vorhandene kommunale Ausgangssituation ermittelt werden. Dazu sollten zunächst folgende Fragen berücksichtigt werden:

  • Welche sozialen und medizinisch-pflegerischen Anbieter (Stakeholder) gibt es in der Kommune?
  • Wie sieht die Versorgungslandschaft aus?
  • Welche Rolle können die aktuellen Anbieter im Rahmen eines Televersorgungskonzeptes spielen?
  • Wie ist die soziodemografische Situation in der Kommune?  
  • Mit welcher demografischen Entwicklung wird für die kommenden Jahre gerechnet?
  • Welche Potenziale hat die Region?
  • Wie weit ist der Breitbandversorgung/Digitalisierung vorangeschritten?
  • Wie sieht das „mitgebrachte“ Netzwerk der beteiligten Akteur:innen und deren IT-Infrastruktur aus?

Erwartungen und Ziele der Beteiligten abgleichen

Welche Erwartungen sind mit der Einführung eines Televersorgungskonzeptes verbunden? Im nächsten Schritt sollten daher Ziel und Erwartungen identifiziert werden. Dabei ist selbstverständlich relevant, welche Ausgangssituation vorliegt. Beispielhafte Ziele sind u.a.:

  • Den Alltag der pflegenden Angehörigen erleichtern und die pflegerisch-medizinische Versorgung in der Kommune sichern.
  • Wie kann die hausärztliche Versorgung durch telemedizinische Strukturen verbessert werden?
  • Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung
  • Die Menschen sollen lange und gut in den eigenen vier Wänden leben können

Sicherstellen, dass jede:r von den Veränderungen weiß und profitieren kann

Wichtig ist, dass alle Bürger:innen und informellen/formellen Akteur:innen in der Kommune in Planungs- und Umsetzungsprozesse miteinbezogen werden. Dies ist möglich durch eine intensive Kommunikation, zum Beispiel durch:

  • Flyer, Videos, Pressemitteilungen
  • Websites
  • Informationsveranstaltungen
  • Workshops

Wie können praxisorientierte Lösungen etabliert und umgesetzt werden?

Wenn bedarfsorientierte Notwendigkeiten und Ziele gemeinsam definiert werden, sollten die Lösungen darauf hin überprüft werden, wie sie sich in der Praxis bewähren (können). Im Anschluss an diese Erprobung müssen die Ergebnisse gesammelt, beurteilt und ggfls. in verstetigte dauerhafte Angebote umgesetzt werden.

Unterstützung für die Kommunen

Die Pflegepioniere haben bereits die Erprobung und Umsetzung von Televersorgungsprojekten fachlich, methodisch und moderativ begleitet. Wie dies aussehen kann, zeigt z.B. das Projekt TELAV.  

Praxisbeispiel: Televersorgungskonzept zur Verbesserung der kommunalen Daseinsvorsorge in Vechta

Wir haben unter anderem von 2021 bis 2023 das Modellprojekt „TELAV – Televersorgung im Landkreis Vechta“ erfolgreich durchgeführt und daraus ein übertragbares Televersorgungskonzept entwickelt. TELAV ging der Frage nach, wie eine digitalgestützte Versorgung im Landkreis Vechta vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels in der Pflegebranche, einer abnehmenden Zahl von Hausärzt:innen in ländlichen Bereichen und einer Zunahme der pflegerisch-medizinischen Bedarfe durch den demografischen Wandel aussehen kann.
Hinweis: Den Projektbericht finden Sie am Ende der Seite.

Folgende Fragen waren dabei relevant:

  • Wie können digitale und bedarfsorientierte analoge Strukturen im Landkreis den Alltag der pflegenden Angehörigen erleichtern und die pflegerisch-medizinische Versorgung sichern?
  • Mit welchen Mitteln und Strukturen können Menschen möglichst lange und gut in den eigenen vier Wänden leben?
  • Wie können durch eine vereinfachte Kommunikation der Gesundheitsfachkräfte Wege und Zeit eingespart werden?
  • Wie kann die notwendige Digitalisierung im Gesundheitswesen in der Kommune etabliert werden?

Dabei wurden insbesondere digitale Lösungen bzw. Angebote zur Beratung, Schulung und niederschwelligen Informationssammlung zum Thema Demenz, die Thematik der Entbindung und Versorgung von Neugeborenen über digitale Medien und Websites erprobt und zum Teil in die dauerhafte Regelversorgung überführt.  

Darüber hinaus wurde eine telemedizinische ärztliche Sprechstunde und digitale Fort- und Weiterbildungsangebote zum Thema Demenz erprobt.

Vorteile von Televersorgung für Bürger:innen

Eltern haben insbesondere nach der Geburt ihres ersten Kindes und nach der Krankenhausentlassung häufig noch viele Fragen. Das gilt insbesondere, wenn sie mit dem Gesundheitssystem nicht so vertraut sind. Wenn dann keine Hebamme vor Ort ist, dann hilft unser Service, der im Rahmen von TELAV aufgebaut wurde, um Unsicherheit zu reduzieren und Fragen zu beantworten.    

Christian Heitmann (Pflegedienstleitung am St. Marienhospital Vechta)
  • Bürger:innen profitieren von niedrigschwellig zugänglichen digitalen Informationen zu Gesundheitsdienstleistungen, die jederzeit abrufbar sind. Darüber hinaus können sie auf diesem Weg mehr Beratung und Anleitung zu Pflege und Versorgung mehrsprachig und flexibel erhalten: Von der Versorgung des Nachwuchses, über die Pflege von Angehörigen bis hin zum Umgang mit herausfordernden Themen, wie Demenz. ​
  • So besuchten beispielsweise in kurzer Zeit 1.100 Bürger:innen die Website des TELAV-Projektes. Dabei wurden neben Informationen zur Entbindung und Versorgung von Neugeborenen und zur Thematik Demenz ebenfalls persönliche oder digitale Beratungsgespräche vereinbart und durchgeführt.
  • Im Rahmen der Erprobung konnten zusätzlich zu den Präsenzangeboten 35 Online-Pflegeberatungsgespräche geführt werden, da eine Anfahrt aufgrund mangelnder personeller Ressourcen nicht möglich war.

Vorteile für Anbieter und Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft

Ärztliche Visiten und Besuche von Therapeutinnen oder Therapeuten bedeuten im Alltag meist einen großen Absprache- und Koordinationsaufwand. Gleichzeitig stehen alle Beteiligten zeitlich unter Druck. Die Öffnung unserer Pflegedokumentation für externe Gruppen erleichtert den Informationsfluss, reduziert Missverständnisse und vermindert den Aufwand. Bei der Umsetzung dieses Prozesses hat das Projekt TELAV uns sehr geholfen. 

Pauline Haverkamp (Qualitätsmanagementbeauftragte bei Zerhusen & Blömer, Lohne)
  • Gemeinsam nutzbare Daten und Formulare ermöglichen die objektive Ermittlung und Umsetzung von lokalen/regionalen Versorgungsbedarfen und daraus resultierende Umgestaltungsprozesse.
  • Versorgungs- und Kommunikationsmöglichkeiten wie Schulung/Anleitung auf Distanz, Televisiten und Austausch in der Pflege, Organisation von Qualitätsprozessen (Hygiene) aus der Ferne.
  • Interprofessionell genutzte Dokumentations- und Kommunikationsmöglichkeiten sowie adäquate Softwarelösungen im Rahmen der Televersorgung fördern die Zusammenarbeit zwischen Therapeuten: innen, Ärztinnen und Pflegeanbietern, erleichtert den Informationsfluss, reduziert Missverständnisse und vermindert den Dokumentationsaufwand. Darüber hinauswerden durch digitale Schulungen und Fortbildungen notwendige Kompetenzen gestärkt und die Mitarbeitenden im Alltag unterstützt.
  • Im Modellprojekt wurden in drei Onlinefortbildungen unterschiedliche Berufsgruppen, die in der Versorgung von dementiell veränderten Personen tätig sind, zielgruppenorientiert geschult. Außerdem konnten gemeinsame Therapie- und Verordnungsprozedere im Rahmen telemedizinischer Visiten in Pflegeeinrichtungen durchgeführt.

Vorteile für die Kommunen

Kommunen profitieren von einer Televersorgung durch zusätzliche digitale Strukturen im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge. Relevante Akteur:innen und Anbieter arbeiten interprofessionell vernetzt zusammen und Projekte, Szenarien sowie Maßnahmen sind bedarfsorientiert aufeinander abgestimmt.

Strukturierte und gemeinsam verwendete Daten und Schnittstellen bilden dabei die Grundlage für Entscheidungen bzw. Anpassungen zur Koordinierung von Leistungsangeboten sowie die Bedarfs- und Bestandsplanung von Versorgungsstrukturen.

Digitale Kompetenzen der Akteur: innen vor Ort sichern zukünftig eine bedarfsorientierte medizinisch-pflegerische Daseinsvorsorge in Kommunen.

Insbesondere geeignete und objektiv bedarfsorientierte Versorgungsangebote der öffentlichen und privaten Versorgungs- und Betreuungsinfrastruktur werden dadurch einfacher erhalten oder eingeführt. Bürger:innen haben dabei die Möglichkeit bis ins hohe Alter (in der eigenen Häuslichkeit) auch unter veränderten sozio-demografischen Bedingungen versorgt zu werden.

Werden digitale Potenziale der Vernetzung und Versorgung konsequent bei der Information und der Beratung von Pflegebedürftigen, deren Zu- uns Angehörigen und weiteren vulnerablen Gruppen genutzt, werden personelle Ressourcen gespart oder effizient genutzt.

Letztlich wird eine funktionierende medizinische und pflegerische Versorgung zukünftig ein relevanter Standortfaktor bei der Bewertung von Kommunen sein. Dies kann dazu beitragen, dass die Problematiken der Fachkräftemangel, Stärkung regionaler und nachhaltiger Dienstleistungen und Gewerbeansiedlungen sein.

  • Relevante Akteur:innen arbeiten vernetzt zusammen, Projekte wie Maßnahmen sind aufeinander abgestimmt und Daten bilden die Grundlage für Entscheidungen bzw. Anpassungen. ​
  • Televersorgung als einen wichtigen Bestandteil der öffentlichen und privaten Versorgungs- und Betreuungsinfrastruktur implementieren, um somit die Versorgung bis ins hohe Alter (in der eigenen Häuslichkeit) zu ermöglichen.​

Weitere Informationen und unser Televersorgungskonzept

Wenn Sie sich näher zu unserem Televersorgungskonzept und dessen Einführung in Ihrer Kommune informieren möchten, kommen Sie gerne mit uns ins Gespräch.
Um einen weiteren Einblick über Praxiserfahrungen und unser Modellprojekt TELAV zu bekommen, können Sie gerne das Televersorgungskonzept einsehen.

Wenn Sie ein unverbindliches Gespräch über Möglichkeiten zur Unterstützung bei der Einführung eines Televersorgungskonzeptes erhalten möchten wenden Sie sich einfach über unser Kontaktformular an uns und wir vereinbaren ein Gespräch.